Gelungener Auftakt "Lange Nacht der Demokratie"
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Vohenstrauß. Am 19. September fand die erste Veranstaltung zur diesjährigen Langen Nacht der Demokratie statt – und sie war gleich ein Highlight: Eine Lesung mit Dr. Dorothea Woiczechowski-Fried und Siegfried Kratzer zu „Leben und Überleben“.
Das Restaurant Friedrich in Vohenstrauß war mit 46 Teilnehmenden aus Amberg bis Bärnau voll besetzt. Christina Ponader von der Evangelisch-Lutherischen Kirchengemeinde und die fördernde Stelle vom Bundesprogramm „Demokratie leben!“ zeigten sich hocherfreut, sie alle zur Lesung und zum Auftakt zur Langen Nacht der Demokratie begrüßen zu können.
Der Abend versprach einiges: Dr. Dorothea Woiczechowski-Fried aus Tirschenreuth ist seit 2010 mit ihrem Ehemann deutschlandweit zu Vorträgen und Lesungen in Schulen zum Thema Holocaust unterwegs. Seit seinem Tod 2022 führt sie die Arbeit alleine fort. Sie las aus einem sehr bewegenden Interview ihres Mannes, Alexander Fried, der drei Konzentrationslager und einen Todesmarsch überlebt hat. Im Interview werden die prägendsten Erlebnisse aus dem Lager und vom Todesmarsch geschildert, die überraschend menschlichen und die unvorstellbar grausamen. Das Ziel von Alexander Fried war immer die Versöhnung. Seine zentrale Botschaft in allen Vorträgen in Schulen war: „Ihr seid nicht für die Vergangenheit verantwortlich, aber für die Zukunft.“ Das Publikum war sehr beeindruckt und bewegt.
Im zweiten Teil der Lesung schilderte Siegfried Kratzer aus Amberg, ehem. Vorsitzender des Evangelischen Bildungswerks Oberpfalz und Bonhoeffer-Autor, seine Intention sich mit Bonhoeffer auseinanderzusetzen: „Wer wissen will, wo es hingeht und wo er hinwill, muss wissen, wo er herkommt.“ Unsere Gesellschaft stünde vor großen Schwierigkeiten, wenn wir denken würden, dass die Vergangenheit mit heute nichts mehr zu tun hat. Er gab einen Einblick in die Widerstandsgruppe, der auch Theologe Dietrich Bonhoeffer angehörte, der am 09. April 1945 in Flossenbürg ermordet wurde. Insbesondere warf er einen Blick auf Bonhoeffers Engagement für die Juden im Dritten Reich: Vom Protest in der bekennenden Kirche gegen den Arierparagraphen bis zum aktivem Widerstand gegen Hitler. „Dem Rad in die Speichen fallen“ ist wohl der bekannteste Satz dazu. Er half konkret jüdischen Bürger:innen zur Flucht und suchte den Kontakt zur englischen Regierung, um die Kapitulation Deutschlands vorzubereiten. „Bonhoeffer ist das, was man heute einen Ally nennen würde: jemanden, der sich mit seinen Privilegien für diejenigen einsetzt, die diskriminiert werden“, so Moderatorin Christina Ponader.
Das kulinarische Angebot des Restaurant Friedrich und der Büchertisch der Buchhandlung Rode rundeten den Abend ab. Die Veranstalter hoffen auf weiterhin so gute und nachhaltige Begegnungen und Impulse im Rahmen der Veranstaltungen zur Langen Nacht, die vor allem am 28.09. im Landkreis Neustadt/Wn und der Stadt Weiden stattfinden wird.